Gauting – Freilassing – Vom kurzen Prozess zum superspannenden Krimi auf hohem Niveau

Nachdem wir in den zwei Runden zuvor mit 6 Spielern als Sieger vom Brett gingen, gelang es uns in dieser Runde mit 7 Spielern mit einer fast vollständigen Mannschaft aufzuwarten.

Hierbei rechneten wir uns jedoch nicht so viel aus, da der Gegner, der Tabellenzweite aus Freilassing mit Aufstiegsambitionen, eine sehr starke Mannschaft ans Brett bringen würde.
Die Befürchtungen wurden sogar übertroffen, da fast die nominell stärkste Mannschaft auf dem Formular stand. Bis auf Brett 8 waren uns zum ersten Mal in dieser Saison alle Gegner mit DWZ überlegen – im Schnitt 50-100 DWZ Punkte.
Zu unserem Vorteil hatte sie eine Grippewelle eingeholt, so dass 2 Spieler abgesagt hatten und sie auch nur 7 Spieler inklusive einem Ersatz aus der 3. Mannschaft ans Brett bringen konnten.
Das gab das für uns ungewohnte Gefühl den Mannschaftskampf mit einem kampflosen 1:1 zu beginnen und doch evtl. einen spannenden Kampf zu haben.
Wie üblich gab es die erste große Aktion am 8. Brett. Hier spielte Peter in gewohnter Weise die ersten Züge im Eiltempo und lehnte in offener Stellung ein Remisangebot seines Gegners ab.
Einen Zug später erwies sich dies als goldrichtig, da der Gegner einen wichtigen Bauern verlor und mit anschließendem Mattnetz massakriert wurde. (2 : 1). Am Ende hatte Peter nur 4 Minuten unter seiner Startzeit auf der Uhr.
Die anderen Partien versprachen spannend zu werden. Am Spitzenbrett gab es eine gegenseitige Rochade mit doppeltem Köngisangriff. Oli hatte eine gedrückte Stellung, während Frank einen kleinen positionellen Vorteil hatte, der seinen Gegner jedoch stark grübeln lies.
Ali hatte seinen unterentwickelten Gegner hinten rein gedrückt und einen Bauern geopfert. Für weiteres Spiel opferte er eine Figur und bot dabei gleichzeitig ein Remis, dass sein Gegner in unklarer Stellung annahm (2,5 : 1,5).
Axels Stellung war eine Mischung aus positionellen Manövern mit eingestreuten kleinen taktischen Abtäuschen mit offenem Ausgang. Oli wurde immer weiter eingeschnürt und verlor dabei noch einen Bauern.
Frank gelang es seinen Gegner vor mehr Probleme zu stellen, so dass er sich zu einem Königsangriff verführen lies und dabei seine eigene Stellung gefährlich schwächte. Mit wenigen nicht genauen Zügen und in schlechterer Stellung übersah dieser einen Spiess, die ihm eine Figur kostetet und er kurze Zeit später die Segel strich (3,5 : 1,5).
Somit konnte Frank seine persönliche Erfolgsserie auf 5,5 Punkten aus 6 Partien ausbauen und dieser Mannschaftskampf sah sehr vielversprechend aus, auch wenn Oli kurze Zeit seine Stellung verloren geben musste (3,5 : 2,5).
Bei noch zwei verbleibenden Partien waren alle Ergebnisse von Mannschaftssieg bis auch zu einer Niederlage im Bereich des denkbaren. Die Hoffnung auf einem Mannschaftspunkt war jedoch durchaus gegeben. Axel tauschte immer mehr Material und befand sich in einem gleichfarbigen Läuferendspiel mit den schlechten Bauern und einem passiven König. Die Stellung sah Zug für Zug immer schwerer haltbar aus, was sich ein paar Züge später als korrekt erwies, da sich die Bauernstruktur als zu schwach herausstellten und er sich geschlagen geben musste (3,5 : 3,5).
Somit hing der Ausgang des Kampfes am Spitzenbrett an dem der Kreismeister Sebastian sich mit einem sehr starken FM messen musste und die Schach auf einem sehr hohen Niveau und mit hoher Komplexität und Spannung für die Kiebitze brachte. Der Krimi kann jedem mit starken Nerven empfohlen werden.
Sebastian bot zum Angriff mehrmal seinem Springer zum Opfer an, der jedoch immer vom Gegner zurecht abgelehnt wurde. Um den gegnerischen Angriff zu unterbinden opferte er elegant eine Qualität zur Blockade. Zusätzlich hatte er sich für den Angriff seinen Springer eingesperrt und die Initiative auch wenn er erst noch weitere Figuren für den Angriff heranschaffen musste. Diese hoch komplexe Position musste in gegenseitiger Zeitnot bewältigt werden. Mit dem Angriff gelang es ihm den Springer zu befreien und Material zu tauschen, so dass er zum Ende der Zeitnotphase einen Bauern und einen positionellen Vorteil wegen der bessern Königsstellung für die Qualität hatte.
Nun entschied er sich dazu seinen freien Randbauern in Szene zu setzen und lies sich dafür seinen Springer einfach so schlagen, um die gegnerische Dame wegzulenken, um den Bauern umzuwandeln. Beim Manöver entdeckte er jedoch einen Fehler, so dass die Umwandlung wegen Zwischenschach und Matt nicht möglich war und er hatte erst einmal einen Turm weniger. Die Kombination zwischen Dauerschachdrohungen und dem nach wie vor gefährlichen Bauern sorgte dafür, dass er den Turm zurückgewann. Dafür musste er jedoch seinen Freibauern geben und plötzlich hatte er im Damenendspiel seinerseits das Problem eines weit fortgeschrittenen Freibauern des Gegners, der entscheidend aussah, da seine eigenen Freibauern sich weiter hinten befanden. Eine weitere Kombination aus Schachs mit einem Schummelmannöver sorgten für eine überraschende Wendung in der verlorenen Stellung. Während sich sein Gegner freudig die zweite Dame holte konnte Sebastian nur seinen Freibauern ein Feld vor der Umwandung positionieren. Nun gab es die Überraschung. Trotz zweier Damen konnten diese kein Schach geben – noch konnten sie das Einzugsfeld kontrollieren, so dass sich plötzlich zwei Damen gegen zwei Damen bei offenen Königen gegenüberstanden. Hier wurden dann erst ein paar Damen getauscht und dann noch das zweite Paar, so dass sich ein Bauer gegen einem Doppelbauern an verschiedenen Flügeln gegenüberstanden. Da beide Könige jeweils im Quadrat waren endete die Partie nach 6 Stunden hochdramatischen Kampf mit König gegen König und einem glücklichen aber verdienten 4 : 4.
Einzelergebnisse der 6. Runde

Einzelergebnisse der 6. Runde

Tabelle nach der 6. Runde

Tabelle nach der 6. Runde

Durch diesen weiteren überraschenden aber wichtigen Mannschaftspunkt klettern wir um einen weiteren Tabellenplatz auf Rang 5, wobei uns bei den trügerischen 3 Mannschaften nur 2 Punkte vom ersten Abstiegsplatz auf Rang 8 trennen. Durch unsere Brettpunkte brauchen wir wohl noch 3 weitere Mannschaftspunkte aus den drei verbleibenden Runden für einen Klassenerhalt.
Als nächstes steht in drei Wochen die ebenfalls schlagbare Mannschaft aus Ingolstadt auf dem Programm, die jedoch einen konstanten Lauf hat und bisher alle Mannschaften aus dem hinteren Tabellenbereich weggefegt hatte. Es wird auf jeden Fall wieder spannend.